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Datum:   21.03.1997
Ressort:   Beilage Freizeit
Autor:   Marion Hughes

Über allem hängt der Duft von Schokolade

Handgemachte Pralines zur Hochzeit

Hoch über Baiser, Caramel und Krokant thront ein Segelschiff in tiefstem Dunkelbraun. An seinen Masten kleben steife Fahnen, von gewellten Segeln fallen Strickleitern aufs glänzende Deck. In den Bug des Dreimasters ist von geschickter Hand eine Frauengestalt geschnitzt, die ihre üppigen Formen über ein Meer aus gelbem Zuckerguß, rosa Röschen und weißer Creme reckt.

"A Celebration of Chocolate" nennt sich das kalorienreiche Ereignis, zu dem einmal jährlich das Pointe Hilton Ressort in Phoenix/Arizona die Liebhaber von Törtchen und Trüffeln einlädt. Vier Wochen lang gießen, schaben und spritzen Meister der Patisserie und der Konfiserie um die Wette, lassen Kunstwerke entstehen, deren Haltbarkeit von so kurzer Dauer ist, wie die Lust auf Schokolade lang.

Traditionell veranstaltet das Restaurant "Pointe in Tyme" die üppigen Schokoladenbüfetts. Verbannt sind Roastbeef, Sushi, deftige Salate, verpönt die Lust auf saure Gurken und feurige Paprika. Auf langen Tafeln stehen riesige Schokoladentorten neben Petit fours, bohren sich goldene Löffel respektlos in luftige Sahnehaufen und bizarre Gebilde aus Nuß und Nougat. Über allem hängt der Duft von Schokolade.

Wer noch mehr Appetit auf süße Sachen hat, auf den warten die abenteuerlichsten Kreationen: Schokoladen-Sabayon-Terrine mit pochierten Birnen, weiße Schokoladentürme, gefüllt mit Amaretto-Mousse und als flüssiges Highlight der "007"-Schokoladen-Martini, mit weißem Schokoladenlikör und Wodka - gespritzt und nicht geschüttelt.

Heute haftet an den süßen Kalorienbomben nicht mehr das Etikett der Exklusivität. Falls doch, so wird sie durch den Preis bestimmt. Oder durch die Formen und die Art der Zubereitung. Handgemachte Pralines werden wieder gerne verschenkt, schokoladenbraune Skulpturen und Plastiken mit dem Siegel der Vergänglichkeit schmücken Geburtstage, Hochzeiten und Betriebsjubiläen.

Seit drei Jahren hat sich der in München lebende Engländer Warren Laine der Kunst aus Zucker und Schokolade verschrieben. Unter seinen Händen entstehen bizarre Gebilde, die an Ikebana erinnern, kantige Berge von Bitterschokolade, verziert mit frischen Früchten und hauchzarten Stalagmiten aus erstarrtem Zucker. Ihre Namen sind so bizarr wie die Kunstwerke selbst: The Fountain, Clearing in the Woods oder Angst of the Proletarian Worker. Jedes seiner Kunstwerke ist ein Einzelstück, Exklusivität garantiert. Und wenn der Kunde will, richtet Warren Laine auch Schokoladenbüfetts aus. Nicht so exorbitant und opulent wie die Vorbilder im fernen Amerika. Kleine Feiern für Genießer, die offen für kulinarische Überraschungen sind und sich nicht wundern, wenn man ihnen zur knusprig gebratenen Ente Schokoladensauce kredenzt. "Chocolate & Cheese" hat der gelernte Koch seine Firma genannt, nicht nur, weil es sich leicht merken läßt, sondern auch, weil diese Kombination wirklich schmeckt, genauso wie Pute, Rinderleber oder Hase mit Schokolade. Daß seine Kunstwerke, an denen er etwa acht Stunden oder gar mehrere Tage arbeitet, von kurzer Haltbarkeit sind, stört ihn nicht. Aber als er erfuhr, daß eine nach seinen Ideen entworfene und gestaltete Hochzeitstorte nicht in den Mägen der Gäste verschwand, sondern im Kühlschrank des Brautpaares überlebte, durchfuhr ihn doch ein heftiges Glücksgefühl. So wie nach dem Genuß von richtig guter, schwarzer, knackiger Schokolade, von der er bis heute nicht genug bekommen kann. +++

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